Funktionalisierte Oberflächen: Fusion Bionic kooperiert mit Heraeus und startet international durch

„Wie machen die das eigentlich?“ – Einigen Startups gelingt binnen kürzester Zeit, wovon viele junge Unternehmen träumen. In nur wenigen Monaten überzeugen sie namhafte Kunden, bauen sich ein solides Netzwerk auf, skalieren ihre Produkte und starten schließlich international durch. Eine der Firmen, die genau das geschafft haben, ist Fusion Bionic. Erst 2021 in Dresden gegründet, hat das Startup mit Schwerpunkt auf funktionalen Oberflächen bereits im Sommer 2023 fast 60 nationale und internationale Kunden, darunter einige bekannte Konzerne. Wir haben uns mit CEO Dr. Tim Kunze darüber unterhalten, wie viel Arbeit hinter dem Erfolg steckt und welche Erfahrungen das Team aus der Kooperation mit dem deutschen Konzern Heraeus mitnimmt.

Tim, wie kam es zur Gründung von Fusion Bionic?

Tatsächlich gingen der Gründung im Jahr 2021 viele Jahre Entwicklungsarbeit am Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) und der Technischen Universität Dresden voraus. Ich bin am IWS als Mitarbeiter 2014 zu einem Team gestoßen, das damals bereits im Bereich funktionale Oberflächen sehr erfolgreich geforscht hat. Ab 2017 wurde ich Gruppenleiter und konzentrierte mich noch stärker mit meinem Team auf die Kommerzialisierung der entwickelten Lasertechnologie. 2021 war unsere Technologie schließlich marktreif, sodass es zur Ausgründung kam.

Kannst du uns kurz beschreiben, worin eure Dienstleistungen sowie Produkte genau bestehen und wer davon besonders profitiert?

Wir bearbeiten Oberflächen von Materialien und Produkten mit einer speziellen Lasertechnologie, sodass sich deren Oberflächenstruktur und damit die Eigenschaften verändern. Das stellt eine Alternative zu etablierten Beschichtungen und Ätzprozessen dar. Viele der genutzten Lasertexturen sind dabei inspiriert von der Natur, wie beispielsweise dem Lotusblatt oder der Mottenaugenstruktur. Sie sorgen z.B. für Selbstreinigung, Vereisungsschutz oder Schutz vor Bakterien, die sich ansonsten anhaften könnten. Unsere Kunden kommen z. B. aus der Halbleiterindustrie, dem Automobilbereich und der Medizintechnik.

Mit dem Fraunhofer IWS im Hintergrund hattet ihr von Beginn an vermutlich bereits ein starkes Netzwerk und einen Vertrauensvorschuss bei euren Kunden?

Genau so war es. Das Fraunhofer-Institut bezieht uns zudem in seine Öffentlichkeitsarbeit ein, sodass wir viel mehr Sichtbarkeit erhalten als Startups, die sich ganz allein behaupten müssen. Das ist ein unschätzbarer Vorteil. Generell betreiben Fraunhofer-Institute viel Forschung für die Wirtschaft. Das heißt, zahlreiche Unternehmen schauen hin, was dort passiert, um von neuen Entwicklungen möglichst frühzeitig zu profitieren. Dadurch sind wir auch auf unseren Kooperationspartner Heraeus gestoßen.

Kannst du uns mehr darüber berichten?

Heraeus betreibt ein eigenes Accelerator-Programm und wandte sich damals an das Fraunhofer mit der Bitte, dass sich Startups, die dort ausgegründet wurden, doch bewerben mögen. Wir sind diesem Aufruf gefolgt und haben uns am Ende gemeinsam mit 9 anderen Startups gegenüber mehr als 1600 teilnehmenden Startups behauptet. Während des Accelerator-Programms hatten wir die Chance, ein Pilotprojekt mit Heraeus zu starten.

Worum ging es dabei?

Heraeus ist in seinem Geschäftsbereich „Precious Metals“ auf funktionalisierte Materialien spezialisiert, wir auf funktionalisierte Oberflächen – das passte also perfekt. Gemeinsam haben wir daran gearbeitet, Komponenten im Bereich Erneuerbare Energien noch effizienter und robuster zu machen.

Welche Herausforderungen musstet ihr überwinden?

Die Textur, die eine Oberfläche durch unseren Laser erhält, ist ganz fein und qualitativ hochwertig, ein einzelnes Merkmal entspricht etwa einem Hundertstel von einem Haar. Insbesondere bei neuen Anwendungsbereichen bedeutet das auch, dass man bei einem neuen Material sowie einer neuen Oberflächenfunktion mitunter erst einmal Rückschläge hinnehmen muss, bis die Eigenschaften genauso sind, wie man sich das vorstellt. Gemeinsam mit dem Team von Heraeus haben wir solche Herausforderungen aber gut bewältigen können, sodass wir auch nach dem Accelerator-Programm weiter kooperieren.

Außerdem kooperiert ihr auch mit dem mittelständischen Unternehmen Avantgarde Labs, dass wir bei Ambivation erst kürzlich vorgestellt haben.

Genau, auch diese Kooperation ist sehr wertvoll für uns. Avantgarde Labs hilft uns bei der Skalierung. Insbesondere der Geschäftsführer Torsten Hartmann steht uns durch sein Knowhow immer mit Rat und Tat zur Seite und hat uns mit seinem großen Netzwerk im „Silicon Saxony“ bereits sehr unterstützt.

Das klingt super. Hast du zum Schluss noch eine Empfehlung für andere Unternehmer?

Ja! Innovation kann oft auch bedeuten, genau dort weiterzumachen, wo andere aufgegeben haben. Deshalb lasst euch nicht von Rückschlägen entmutigen. Erfolg bedeutet zu 90 Prozent auch erstmal zu scheitern. Aber es lohnt sich, auch bei längeren Durststrecken weiterzumachen. Starke Partner, wie unserem Fall, sind dabei ein wichtiger Baustein und definitiv von Vorteil.

Kontakt

Web: fusionbionic.com

LinkedIn: Dr. Tim Kunze

Über Ambivation

Ambivation verbindet innovative Unternehmen und Startups für Kooperationen und Innovationspartnerschaften. Dabei fördert Ambivation als Innovationsberatung und Matchmaker die Zusammenarbeit zwischen etablierten Unternehmen und Startups im Rahmen von konkreten Kunden-, Lieferanten- und Forschungspartnerschaften. Wir unterstützen Unternehmen bei der Bedarfsidentifikation, Startupidentifikation, Startupbewertung und Kooperationsanbahnung mit Startups. Dazu dienen Formate wie beispielsweise die Recherche von relevanten Startups, ein Startup-Monitoring, strategische Kooperationsberatung oder Eventformate wie Startup Touren. Unser monatlicher Newsletter informiert zudem über aktuelle Kooperationsbeispiele und Events.